Folge 65: Japans Ausnahme-Ausnahmezustand und warum wir langsam verzweifeln

    Japan hat nun den Ausnahmezustand, der allerdings viele Ausnahmen mit sich bringt. Gleichzeitig kämpfen immer mehr Menschen in Japan mit den Folgen der Pandemie. Bild: Kyodo
    Japan hat nun den Ausnahmezustand, der allerdings viele Ausnahmen mit sich bringt. Gleichzeitig kämpfen immer mehr Menschen in Japan mit den Folgen der Pandemie. Bild: Kyodo

    Die neueste Folge unseres Podcasts Rolling Sushi dreht sich mal wieder ganz um den Coronavirus. Mit dabei sind diesmal Benks, Miki und Micha, die wirklich versuchen auch etwas Positives zu sagen. Japan hat wie bereits in der letzten Folge erwähnt nun den Ausnahmezustand ausgerufen, wenn auch nicht in allen Regionen.

    Dazu kommt, dass der Ausnahmezustand nicht wirklich ein Ausnahmezustand ist. So wirklich einig ist man sich nämlich nicht, was erlaubt ist und Strafen gibt es eh nicht. Das verwirrt vor allem Geschäfte, die nicht wissen, ob sie weiter öffnen sollen oder nicht. So sollen Friseure weiter arbeiten wie zuvor, bei Fitnesszentren wird noch gestritten und bei Nachtclubs ist man sich auch nicht ganz so sicher.

    Krankenhäuser sind überlastet

    Zumindest gibt es nun jedoch für die Präfekturen mehr Freiheiten beim eigenständigen Handeln. Sehr viel können sie auf lange Sicht allerdings weiterhin nicht tun. Es ist demnach verständlich, dass die Mehrheit der Japaner mit der Reaktion der Zentralregierung nicht zufrieden ist und denkt, dass viel zu spät gehandelt wurde. Auf der anderen Seite halten sich nicht einmal die Hälfte der Einwohner an die soziale Distanzierung.

    Medizinisches Personal schlägt bereits Alarm, dass sie komplett überlastet sind. Besonders in den Hotspots des Virus wie Tokyo gibt es so gut wie keine Betten mehr und Personen mit nur leichten Symptomen werden bereits in Hotels untergebracht. Experten hatten dabei jedoch schon vor Wochen gewarnt, dass es dringend Maßnahmen geben soll, bevor es zu dieser Situation kommt.

    Dass die Hilfe viel zu spät kommt, zeigt auch der Anstieg der Insolvenzen und Personen, die entlassen werden. Organisationen befürchten dazu einen Anstieg von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch, da die Menschen nun zu Hause bleiben. Die Regierung will deswegen das Hilfsangebot erweitern.

    Es gibt auch Positives zu berichten

    Wer vorerst keine Unterstützung zu erwarten hat, sind die Obdachlosen und Personen, die es bald vermutlich werden. Es werden aufgrund der Maßnahmen viele Internetcafés schließen, die das Zuhause von Menschen sind, die sich eine Wohnung nicht leisten können oder die vor gewalttätigen Haushalten fliehen.

    Eltern wissen hingegen nicht, was sie mit ihren Kindern machen sollen. Viele Schulen haben in Japan trotz der drohenden Gefahr wieder offen. Etwas überraschend ist es allerdings schon, dass mehrere Schüler deswegen streiken und von der Regierung ein sicheres Lernumfeld fordern. In den Gebieten mit Ausnahmezustand bleiben einige Schulen hingegen weiter zu, dafür bleiben jedoch Schulhöfe offen, damit die Kinder wenigstens etwas Stress abbauen können.

    Doch wir haben nicht nur etwas zu meckern, es gibt nämlich auch positive Dinge zu berichten. Unter anderem versuchen mehrere große Firmen zu helfen. Die Fluggesellschaft ANA will, dass Mitarbeiter, die sowieso zurzeit nur wenig zu tun haben, beim Nähen von Krankenhauskleidung helfen. Stars auf der anderen Seite versuchen mit Songs an Maßnahmen wie Händewaschen zu erinnern und etwas gute Laune zu verbreiten.

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